"Ohne ein Auto wäre das alles nicht möglich"
Donnerstag, 10. Dezember 2020, 12:30 Uhr
Aktuell bestimmt die Corona-Krise das gesellschaftliche Leben. Dabei wird oft vergessen, dass noch immer Geflüchtete nach Hamburg kommen oder hier leben. Neben staatlicher Unterstützung ist auch der Support aus der Zivilgesellschaft gefragt. Genau diese Hilfe leistet der Verein Asmaras' World. Als sogenannte MSO (Migrant*innen Selbst Organisation) sind hier hilfsbereite Menschen für Geflüchtete da. Nun braucht der Verein selbst Hilfe, denn ein neues Auto muss her, wie Asmara H. von Asmaras' World im Interview erklärt.
Hallo Asmara, wie ist die Situation der Geflüchteten aktuell auf St. Pauli?
"Sie sind stark isoliert und sehr auf sich allein gestellt. Viele von ihnen haben keine Papiere, keinen Aufenthaltsstatus und leben vermehrt in Obdachlosigkeit. Sie haben Hunger, frieren und die psychische Belastung macht ihnen sehr zu schaffen."
Was hat sich seit Beginn der Corona-Krise verändert?
"Durch die reduzierten Alltagsaktivitäten haben die Geflüchteten nun besonders viel Zeit, auch über das Erlebte nachzudenken. Hier stellen wir von Asmaras' World gerade bei den jungen Menschen fest, dass dies ungesunde Auswirkungen hat. Sie verwahrlosen immer mehr und Verfallen dem Konsum. Sie haben dadurch viele Geldsorgen. Die Stimmung ist betrübter und es fehlen Aufenthaltssorte. Viel Zeit in einer Unterkunft verbringen zu müssen, ist für niemanden ein richtiges Zuhause. Auch die bürokratischen Herausforderungen wie Termine bei der Ausländerbehörde oder dem Jobcenter können ohne die Unterstützungsangebote von vielen nicht umgesetzt werden. Das führt zu Verschuldungen. Die Angebote pausierten oder es wird gefordert, sich per E-Mail oder Telefon zu melden. Viele sprechen aber die Sprache nicht oder können keine E-Mail verfassen und haben so keinen Zugang mehr zu den Hilfsangeboten."
Wie werden Geflüchtete aktuell unterstützt?
"Die Menschen bekommen Unterstützung in jeglichen Lebenssituationen. Die Essensausgabe auf St. Pauli erfährt extrem großen Zulauf. Fast mehr als der MSO aktuell möglich ist. Weitere Hauptkernpunkte sind vor allem die Begleitung und Beratung bei Asylverfahren oder Behördengängen. Gerade für Neuankömmlinge sind diese Prozesse schwierig alleine zu bewerkstelligen. Hier greift ihnen der Verein unter die Arme. Genauso wie bei der Sprachförderung. Für Unterstützungsangebote hat Asmaras’ World eine Hilfe besonders für Frauen während Corona eingerichtet. Wir selbst sind keine Lehrer*innen und verfolgen einen Lehrplan, sondern fragen, was die Frauen wissen möchten. Die Themen sind ganz unterschiedlich. Hilfe beim Erlernen der deutschen Sprache, eine E-Mail-Adresse einrichten, Bastelarbeiten, aber auch Themen wie häusliche Gewalt oder die Rolle der Frau im Herkunftsland und in Deutschland sind für viele relevant."
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"Wir schaffen Möglichkeiten für eine Gleichstellung"
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Wie ist die MSO Asmaras' World entstanden und was sind die hauptsächlichen Tätigkeiten?
"Viele hatten Schwierigkeiten bei Behördengängen oder Jobcenter-Terminen. So haben wir uns zusammengeschlossen, uns ausgetauscht und dabei unterstützt. Genauso, um bessere Bedingungen in den Unterkünften zu schaffen. Wir sind eine kleine Lobby für Menschen mit Migrations- und Flüchtlingshintergrund. Wir suchen gemeinsam Wege und Lösungen für die Herausforderung, hier in Deutschland anzukommen und zu leben. Wir schaffen Möglichkeiten für eine Gleichstellung mit unseren ungleichen Voraussetzungen. Die Menschen können bei Asmaras’ World offen und ehrlich ihre Bedürfnisse klarstellen und sie lernen, auch als Person mit Migrations- oder Flüchtlingshintergrund, stark und selbstbewusst zu sein und anderen zu helfen."
Nun können wir dem Verein ganz konkret helfen. Womit und wofür?
"Natürlich brauchen auch wir finanzielle Unterstützung, eine feste Unterkunft für den Unterricht und ganz akut vor allem ein Auto! Für die Umzüge aus den Unterkünften, tägliche Einkäufe und Anschaffungen, Fahrdienst zu Arztterminen oder von Frauen mit Kindern sowie weit entferntere Termine – ohne ein Auto wäre das alles nicht möglich. Hinzu kommt der Transport für die Essensspenden, Laptops und Drucker für die Kurse in den unterschiedlichsten Räumlichkeiten in ganz Hamburg. Auch für die Kinder sind das immer ganz besondere Momente, wenn sie im Auto mitgenommen werden. So kommen sie raus aus ihrem Alltag. Wir brauchen ein Auto plus Fahrer*In."
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(lf)
Foto: Asmaras' World