KIEZBEBEN-Geschichten: Der Gang der Wunder
Freitag, 26. Juli 2019, 15:31 Uhr
Auf über 600 Quadratmetern erzählt die große Ausstellung „KIEZBEBEN – die zweite Geburt des FC St. Pauli“ im FC St. Pauli-Museum in der Gegengerade, wie der FC St. Pauli wurde, was er heute ist. Aufwändig inszeniert und recherchiert, lässt sie ihre Besucher braun-weiße Geschichte und Geschichten neu erleben – mit etlichen Original-Ausstellungsstücken, in Film, Foto und Text. Einige der schönsten KIEZBEBEN-Stories erzählen wir hier auf fcstpauli.com. Diesmal geht es um ein Bauwerk, das als „Notlösung“ für wenige Jahre gedacht war – und dem FC St. Pauli über fast 20 Jahre erhalten blieb.
Aus heutiger Sicht ist es unvorstellbar: Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre verloren sich an manchen Spieltagen weniger als 1.000 Zuschauer im Millerntor-Stadion. Ein ausverkauftes Haus schien wie ein ferner Traum.
Mit diesem Wissen erscheint das, was sich nur wenige Jahre später ereignete, um so erstaunlicher: Nach dem Aufstieg in die 1. Bundesliga 1988 errichteten Arbeiter hinter den Stehtraversen der Gegengerade ein Gerüst aus Stahlträgern, Rohren und Holz. Und pflanzten darauf Sitze.
Das Millerntor hatte seit 1961 schon einiges erlebt. Doch eine neue Tribüne? Das gab es jetzt, 1988, zum ersten Mal. Im Herbst bekam das Stahlkonstrukt ein Dach (in unserem Foto oben auf der Seite ist es zu sehen). Es machte den „Millerntor Roar!“ noch lauter. Auch auf den Stehplätzen.
Ab jetzt war der Gang ins Stadion eine Mischung aus Ein- und Auftauchen: Erst die Höhle. Dann das Licht. „Ein Kompromiss für drei Jahre“, hieß es. Er sollte bis 2012 halten – bröckelnd, aber geliebt. Der Nachbau in der KIEZBEBEN-Ausstellung orientiert sich am Stand von 2012. Und verbindet diese Zeit des Abschieds mit den erstaunlichen Erlebnissen und Ergebnissen der erfolgreichsten Bundesligasaison der Vereinsgeschichte.
Überall im „Gang der Wunder“ sind Fotos und Geschichten aus der Saison 1988/89 versteckt – selbst in den Mülltonnen. Wer an einem der roten Behälter vorbeiläuft, hört so vielleicht Keeper Volker Ippig, der sich an seinen legendären Auftritt im „Aktuellen Sportstudio“ erinnert (wir berichteten: KLICK!).
Am Ende der Hinrunde stand der FC St. Pauli auf Platz zehn der Bundesliga. Ein Überraschungserfolg, dem die „Hamburger Morgenpost“ sogar ein eigenes Buch widmete.
Doch nach der Winterpause folgte die noch größere Überraschung: Kein Einbruch, kein Absturz – das Team um Gronau, Ippig & Co. weigerte sich zu kriseln. Die schlechteste Platzierung der gesamten Saison blieb der 16. Platz nach dem allerersten Spieltag. Nach einem Zwischenhoch, das den FC St. Pauli bis auf Platz sieben führte, spekulierten Medien und Fans schon vom UEFA-Cup-Platz.
Am Ende stand Platz zehn. Die Rückrunde hielt, was die Hinrunde versprochen hatte. Und so endete diese Saison der Wunder beinahe so, wie sie eingeleitet wurde: mit einem Aufstieg, gefühlt zumindest. Nach dem 5:1 gegen Uerdingen am 17. Juni 1989 brachen alle Dämme. Fans stürmen jubelnd den Platz. Spieler, Betreuer, Mitarbeiter lagen sich jubelnd in den Armen. All das ist heute im „Gang der Wunder“ im KIEZBEBEN zu hören.
Wollt Ihr wissen, wie es weiterging – und was vor dem KIEZBEBEN passierte? Dann nichts wie hin ins FC St. Pauli-Museum!
KIEZBEBEN. Immer Mittwoch + Freitag 12-20, Donnerstag 12-22 Uhr (KIEZBEBEN-Nächte: www.facebook.com/events/2395808547366301/) und Samstag + Sonntag 11-19 Uhr im FC St. Pauli-Museum, Heiligengeistfeld 1. Hin da, es lohnt sich!
Mehr Infos:
KIEZBEBEN. Die Website zur Ausstellung: www.kiezbeben.de
KIEZBEBEN. Der Trailer: https://youtu.be/BlucLqNOFXw
Mitglied des FCSP-Museums werden: www.fcstpauli-museum.de/mitgliedschaft/
Text: 1910 e.V.
Fotos: Sammlung Brosig im Archiv 1910 e.V. / Sabrina Adeline Nagel