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"Wir wollen unsere Art von Offensivspiel auch im Derby zeigen"

Für unsere Kiezkicker geht's am Freitagabend (30.10., 18:30 Uhr) im Derby nicht nur um drei Punkte, sondern auch darum, die Stadtmeisterschaft zu verteidigen. Mit einer guten Leistung will Keeper Robin Himmelmann, der in den bisherigen Zweitliga-Derbys nicht eine Minute gefehlt hat und drei Mal zu Null spielen konnte, dazu beitragen, dass der Ausflug in den Volkspark erfolgreich verläuft. Vor dem fünften Zweitliga-Derby haben wir ausführlich mit unserer Nummer 30 gesprochen.

Hey Robin, das Derby rückt immer näher, morgen Abend ertönt um 18:30 Uhr der Anpfiff. Wie sehr kribbelt es schon?

Die Vorfreude ist da und das Kribbeln wird stetig mehr, je näher das Spiel rückt. Das wird sich am Spieltag dann immer mehr steigern.

Gehst Du in Dein bereits fünftes Derby schon mit einer gewissen Routine?

Ich habe inzwischen vier Derbys gespielt und da alles erlebt. Von einem langweiligen ersten Derby, in dem keiner einen Fehler machen wollte, über eine desolate Leistung im zweiten Derby bis zu den zwei sensationellen Spielen von uns war alles dabei. Ob man es Routine nennen kann, weiß ich nicht. Ich werde mich nicht anders vorbereiten, als auf andere Spiele. Eine gewissenhafte Vorbereitung ist gut, man sollte gewisse Dinge aber nicht überstrapazieren. Wir tun gut daran, uns ganz normal auf einen guten Gegner einzustellen. Das werde ich auf jeden Fall so machen.

Einstellen müsst Ihr Euch auch wieder auf maximal 1.000 Zuschauer*innen.

Das ist absolut schade, dass höchstens 1.000 Fans dabei sein werden. Das wird dem Ganzen überhaupt nicht gerecht. Das ist die große Veränderung im Vergleich zu allen bisherigen Derbys. Ein Stadtderby unter solchen Voraussetzungen habe weder ich noch sonst jemand bislang gespielt.

Welche Auswirkungen können die besonderen Rahmenbedingungen für das Spiel auf dem Rasen haben?

Das ist schwer zu sagen. Die Atmosphäre war in den vergangenen vier Derbys elektrisierend und noch mal ne Schippe mehr als bei anderen Spielen. Jetzt steht ein Derby in einem fast leeren Stadion an. Man blendet das Drumherum häufig aus, sobald der Anpfiff ertönt. Wie es jetzt sein wird und wie es sich auf den Spielverlauf auswirken wird, ist schwer vorherzusagen.

Daniel Buballa (li.) und Robin Himmelmann (re.) verpassten bislang nicht eine Minute in den vier Zweitliga-Derbys. Neben den beiden kam sonst nur Marvin Knoll in allen Zweitlga-Derbys zum Einsatz, er verpasste lediglich 42 Minuten.

Daniel Buballa (li.) und Robin Himmelmann (re.) verpassten bislang nicht eine Minute in den vier Zweitliga-Derbys. Neben den beiden kam sonst nur Marvin Knoll in allen Zweitlga-Derbys zum Einsatz, er verpasste lediglich 42 Minuten.

Etwas unerwartet ist es bereits das fünfte Zweitliga-Derby. Kam es auch für Dich etwas überraschend, dass der HSV eine dritte Zweitliga-Saison spielt?

Im ersten Jahr hatten alle gedacht, dass Köln und der HSV aufsteigen werden, das hat aber nur Köln geschafft. Da hat der HSV vielleicht noch etwas Zweitliga-Lehrgeld gezahlt. Angesichts des engen Konkurrenzkampfes unter den 18 Vereinen kannst du dir keine schlechten Tage erlauben, das gilt für den HSV genauso wie für uns. Im Vorjahr hatte ich zwischenzeitlich durchaus das Gefühl, dass der HSV zumindest die Relegation erreichen würde. Es hat aber auch im zweiten Jahr hintereinander nicht für die ersten drei Plätze gereicht.

In die neue Spielzeit hätten die "Rothosen" besser nicht starten können.

Fünf Spiele und 15 Punkte sind schon mal eine Ansage. Wie die weitere Saison läuft, wird sich noch zeigen. Es ist aber nicht selbstverständlich, dass du alle fünf Spiele gewinnst. Sie haben gezeigt, dass sie mit einer klaren Idee spielen. Sie stehen hinten sehr stabil, können Rückstände drehen und sind vorne immer für Tore gut.

Ihr geht als Doppel-Derbysieger in die Partie, der HSV als verlustpunktfreier Spitzenreiter. Wer hat mehr zu verlieren?

Ich denke nicht, dass ein Team mehr oder weniger zu verlieren hat. Beide Seiten wollen das Spiel unbedingt gewinnen. Kein Team will bei einem Derby den Platz als Verlierer verlassen. Beiden würden es gleich wehtun, so ist auch meine Erfahrung aus den letzten beiden Jahren. Die Niederlage war sehr schmerzhaft, die wollten wir letzte Saison dann unbedingt umbiegen, was uns ja auch gelungen ist.

Vier Derbys, drei Mal zu Null, im Volkspark bist Du noch ohne Gegentor. Muss die Null am Freitag wieder das vorrangige Ziel sein?

Definitiv. Unser Fokus liegt darauf, nach 90 Minuten ohne Gegentor vom Platz zu gehen. Das gilt aber nicht nur fürs Derby, sondern für jedes Spiel. Wir haben es in den letzten Spielen leider nicht hinbekommen und hätten mit der einen oder anderen Null mehr Punkte geholt. Dass wir uns vorne Chancen herausspielen und für Tore gut sind, haben die ersten Spiele gezeigt. Wir werden unsere Chancen bekommen und so wird es wichtig sein, die Null möglichst die kompletten 90 Minuten zu halten. Nicht nur für mich, sondern auch für unsere Defensive und für uns als Mannschaft würde es mich sehr freuen, wenn wir es schaffen, die Null zu halten.

Robin Himmelmann konnte seinen Kasten im Volkspark beide Male sauber halten, so wie hier beim ersten Derby im September 2018, das torlos endete.

Robin Himmelmann konnte seinen Kasten im Volkspark beide Male sauber halten, so wie hier beim ersten Derby im September 2018, das torlos endete.

Eure bisherigen Derby-Torschützen sind nicht mehr dabei. Wer könnte Nachfolger von Dimitrios Diamantakos, Henk Veerman und Matt Penney werden?

Mit Rico haben wir ja noch einen Derby-Torschützen, leider hat sein Tor im letzten Derby nicht gezählt, weil Ryo angeblich im Sichtfeld des HSV-Torhüters gestanden haben soll. Es gibt mehrere Kandidaten bei uns im Team. Kofi hat schon gezeigt, dass er brutal torgefährlich ist, auch Simon ist in der Box immer brandgefährlich. Dass keiner der vergangenen Derby-Torschützen mehr dabei ist, stimmt mich in keiner Form negativ. Wir haben den einen oder anderen, der die Liste der Derby-Torschützen erweitern kann.

Im Volkspark werdet Ihr es mit einer starken HSV-Offensive um Top-Torjäger Simon Terodde (bereits sechs Saisontore) zu tun bekommen. Wie viel Arbeit erwartest Du?

Das ist generell nicht so leicht einzuschätzen. Manchmal denke ich, heute könnte richtig viel aufs Tor kommen und dann kommt eher wenig und manchmal ist es genau umgekehrt. Ich stelle mich auf jeden Fall darauf ein, dass wir eine Aufgabe haben, den HSV zu verteidigen, weil sie ihre Qualitäten haben. Davor muss man keineswegs Angst haben, man muss sich dessen aber bewusst sein. Sei es, dass ein Simon Terodde aus dem Nichts und mit zuvor wenig Spielanteilen da ist, wenn er da sein muss. Er weiß oft, wo er stehen muss und wo der Ball hinfällt. Das hat er in der zweiten Liga nicht nur in dieser Saison, sondern auch in der Vergangenheit eindrucksvoll gezeigt. Ihn müssen wir auf dem Schirm haben, aber nicht nur ihn, auch die anderen können wir nicht außen vorlassen.

Beide Teams haben in der noch jungen Saison Comeback-Qualitäten gezeigt. Der HSV hat zwei Spiele nach Rückstand noch gewonnen, ihr habt in drei von fünf Spielen zurückgelegen und am Ende immer zumindest noch einen Zähler geholt.

Mir wäre es natürlich am liebsten, wenn wir gar nicht erst in die Situation kommen, einen Rückstand aufholen zu müssen. Das erfordert gerade hinten raus viel Mühe und Arbeit. Du nimmst sowas nach dem Auftakt in Bochum, wo wir 0:2 hinten liegen und das Spiel kurz vor dem Abpfiff noch biegen können, für den weiteren Saisonverlauf mit. Da haben wir gesehen, dass wir auch spät noch Tore machen können und in der Lage sind, zurückzukommen. Das gibt dir einen gewissen Glauben für weitere Spiele, wie man zuletzt ja auch in Darmstadt gesehen hat. Dieser Glaube spielt eine wichtige Rolle.

Wenn der Anpfiff am Freitagabend um 18:30 Uhr ertönt: Was müsst Ihr auf den Platz bringen, um mindestens einen Zähler und im besten Fall das Derby-Triple zu holen?

All das, was wir sonst auch in der Saison in jedem Zweitliga-Spiel zeigen müssen. Wir müssen von der ersten Minute an gewappnet sein und unser eigenes Tor verteidigen. Wir wollen zum einen mit einer guten Kompaktheit und einer guten Defensivstruktur unser Tor verteidigen, zum anderen wollen wir aber auch mutig sein. Wir werden uns nicht hinten einigeln und hoffen, dass vorne irgendwann mal was passiert. Wir wollen unsere Art von Offensivspiel - mit Mut, Konsequenz und Aufmerksamkeit - auch im Derby zeigen und uns so in Position bringen, uns den Sieg zu erarbeiten und zu verdienen.

 

(hb)

Fotos: Witters

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