CL-Finale gegen Vicky, 1. Frauen im Pokal gegen Bayern - Eure schönsten nie gespielten Spiele
Mittwoch, 22. April 2020, 15:00 Uhr
Vor zwei Wochen hatten wir Euch dazu aufgerufen, uns Eure Spielberichte zu nie gespielten Partien unseres FCSP zuzusenden. Wir haben etliche lustige, spannende und sehr lesenswerte Spielberichte erhalten, für die wir uns an dieser Stelle bedanken möchten! Am Ende haben wir uns wie angekündigt für eine kleine Auswahl entschieden, die wir hier veröffentlichen. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und auch beim Zuhören, denn gemeinsam mit Partner GeloRevoice haben wir zwei Spielberichte vertonen lassen.
Das DFB-Pokalspiel unserer 1. Frauen gegen den FC Bayern München - vorgelesen von unseren Kiezkickerinnen Paula Bodenstedt, Verena Mannes und Vanessa Zawada.
Nach Torfestival am Millerntor: Die Fans des FC St. Pauli und des Liverpool FC singen gemeinsam "You'll never walk alone" in Harmonie.
Es war der erste Auftritt der Kiezkicker in einer UEFA Champions League Gruppenphase und sie konnten mit einem 4:1-Sieg gegen den Vorjahressieger direkt ihr Können unter Beweis stellen.
Der Matchwinner Dimitrios Diamantakos, der einen lupenreinen Hattrick erzielte, konnte sich nach dem Abpfiff kaum mehr halten. Die Freude war grenzenlos. Bereits nach elf Minuten traf er das erste Mal vom Punkt, nachdem Finn Ole Becker von Virgil van Dijk im Strafraum zu Fall gebracht wurde. Der Grieche schnappte sich den Ball und verwandelte sicher, indem er Alisson in die falsche Ecke schickte.
Doch kurz darauf verflog die Euphorie, als der Favorit mit einem blitzschnellen Konter den zu diesem Zeitpunkt verdienten Ausgleich erzielen konnte. Der Treffer durch Roberto Firmino in der 17. Spielminute beflügelte die Liverpooler deutlich und die Kiezkicker hatten Mühe, den Ball aus dem Strafraum fernzuhalten. Robin Himmelmann konnte jedoch jeden Schuss in dieser Druckphase der Gäste halten.
Kurz vor der Halbzeit fanden die Hamburger wieder etwas mehr ins Spiel. Ryo Miyaichi gelang es, Andrew Robertson zu überlaufen und mit einem Steilpass den anstürmenden Diamantakos im Zentrum zu erreichen. Dieser wuchtete den Ball rechts ins obere Eck zur erneuten Führung des Kiezclubs.
Dann ging es für die Mannschaften in die Kabinen, wo es Jos Luhukay gelingen musste, ein Mittel zu finden, um die Führung über die Zeit zu bringen. Was er nicht wusste: Es sollte noch besser werden!
Zunächst kamen die Liverpooler wieder angerannt gegen die tiefstehenden Hausherren und beinahe erzielten sie den Ausgleich. In der 56. Minute kam Marvin Knoll deutlich zu spät gegen Sadio Mané, der mit dem Ball am Fuß an ihm vorbeizog. Für dieses ungeschickte Einsteigen bekam er die Gelbe Karte. Mohamed Salah nahm sich den Freistoß aus gut 22 Metern an und zimmerte ihn über die Mauer, doch Himmelmann konnte den Einschlag mit einer Glanzparade verhindern.
Mit der Einwechslung von Rico Benatelli gewann der FC St. Pauli wieder an Sicherheit und konnte sich mehr und mehr Chancen herausspielen. Nachdem Alisson den Schuss vom ebenfalls eingewechselten Waldemar Sobota in der 79. Minute pariert hatte, brachte Knoll die dritte Ecke der Kiezkicker in den Strafraum, wo Leo Østigård die Hereingabe per Kopf zum 3:1 verwandelte. Der Verteidiger hielt hinten den Laden dicht und konnte seine starke Leistung mit diesem Tor krönen.
Das Spiel war somit entschieden und es kam von beiden Seiten nicht mehr viel. Bis zur 89. Minute, als Diamantakos mit einem Alleingang noch das 4:1 erzielte. Sobota spielte ihn im Zentrum an, wo er sich wuchtig gegen Joel Matip und van Dijk durchsetzte und mit einem Lupfer den herausstürmenden Alisson vernaschte. Ein Tor des Willens und ein toller Schlusspunkt einer aufregenden Partie.
Doch statt Frustration auf Seiten der Liverpooler Anhänger sangen beide Fanlager zusammen "You'll never walk alone" um die Mannschaften, die beide großartig aufspielten, zu würdigen. Nach dem Spiel sagte FCSP-Kapitän Daniel Buballa: "Es ist einfach unglaublich, gegen eines der besten Teams weltweit zu gewinnen und das mit den besten Fans der Welt."
Ein historisches Spiel, an das sich Fans und Spieler sicher noch jahrelang gerne zurückerinnern werden.
Das Champions League Finale 2060 unseres FC St. Pauli gegen Victoria Hamburg - vorgelesen von Rainer Wulff.
St. Pauli schafft die Sensation! Der Drittligist gewinnt gegen Eintracht Bankfurt nach Verlängerung und ist neuer DFB-Bokalsieger!
Was für eine Bokal-Saison des FC St. Pauli! Die Aufholjagd gegen Burghausen, der souveräne Sieg gegen Bochum, das Wahnsinnsspiel gegen Berlin, das Schneechaos gegen Bremen und die unglaubliche 2. Halbzeit gegen die Bayern. Der Bokal-Saison des FC St. Pauli mangelte es nicht an Highlights und jetzt fand sie im Bokalsieg ihren Höhepunkt. Wie hatte Littmann, der schillernde Präsident vom FC St. Pauli, nach dem Spiel gegen die Bayern in der ARD gesagt: "Nach dem 0:2 zur Halbzeit waren wir eigentlich schon tot. Wir hatten schon überlegt, die Schneekanonen herauszuholen, um noch eine Chance zu haben, aber irgendwie hat es die Mannschaft auch so geschafft, die Bayern zu schlagen. Jetzt fahren wir nach Berlin und holen den Bokal!" Er sollte recht behalten.
Trotz des überraschenden 3:2-Erfolgs im Halbfinale gegen den FC Bayern München gingen die Mannen vom Millerntor als klarer Außenseiter in die Partie, gegen die Bankfurter Eintracht, die sich zuvor im Halbfinale mit 1:0 gegen Arminia Bielefeld durchgesetzt hatte. Wie schon gegen die Bayern starteten die Hamburger nervös, vielleicht doch beeindruckt von der riesigen Kulisse und den knapp 75.000 Fans. Zwangsläufig kam die Eintracht zu den ersten guten Chancen. Alexander Meier aus spitzem Winkel und Marco Rehmer, der nach einem Eckball den Ball knapp neben dem Pfosten setzte, vergaben jedoch.
Das Spiel beruhigte sich etwas und die St. Paulianer gewannen etwas an Sicherheit. Genau in diese Phase des Spiels fiel jedoch das Tor der Bankfurter. Nach einer scharfen Hereingabe von Patrick Ochs setzte sich Ioannis Amanatidis gekonnt gegen Ralph Gunesch durch und spitzelte den Ball in der 35. Minute an St. Paulis Schlussmann Achim Hollerieth vorbei ins Netz. Nicht unverdient zu diesem Zeitpunkt. Mit diesem Spielstand ging es auch in die Halbzeit.
Welcher Zaubertrank auch immer in der Kabine auch ausgeschenkt wurde – manche sagen es sei Astra Bier gewesen –, es war der gleiche, der den Spielern des FC St. Pauli auch schon gegen die Bayern zu plötzlicher Kraft und wilder Entschlossenheit verholfen hatte. Das Spiel bot nun ein anderes Bild. Die St. Paulianer schmissen sich in jeden Ball und jeden Zweikampf und boten der spielerisch überlegen Eintracht nun Paroli. Torchancen auf beiden Seiten blieben jedoch aus. Lediglich ein Fernschuss von Meier streifte die Latte.
Man hörte die Bankfurter Fans schon vom Pokalsieg singen, als der FC St. Pauli in der 89. Minute einen Eckball zugesprochen bekam. Felix Luz sprang eine Etage höher als sein Gegenspieler und netzt zum viel umjubelten 1:1 ein. Auf den Rängen entfalteten die FCSP-Fans eine riesige selbstgebastelte rote Anzeigentafel, auf der sie freudig das 1:1 markierten. Kurz darauf ging es in die Verlängerung.
Auch hier das Bild, das wir schon in der 2. Halbzeit gesehen hatten. Aufopferungsvolle St. Paulianer, die sich gegen die immer ratloser werdenden Bankfurter stemmten. In der 115. Spielminute dann noch einmal Aufregung. Timo Schultz muss nach einem harten Zweikampf mit Gelb-Rot vom Platz. In der ersten Halbzeit hatte er bereits die erste Verwarnung wegen Meckerns gesehen.
In der 120. Minute dann erneut eine Ecke für den FC St. Pauli und eine plötzliche, gespannte Stille im Stadion. Wunderbar hereingebracht wurde der Ball von einem Brankfurter aus dem Strafraum geköpft, doch dort stand Florian Lechner, fasste sich ein Herz und zog ab. Wie eine Billardkugel prallte der Ball von Spieler zu Spieler. Fabio Morena, Fabian Boll und Jens Scharping berührten irgendwie den Ball, am Ende war es tatsächlich der Po von Ralph Gunesch, an dem der Ball abprallte und an dem verdutzten Oka Nikolov ins Tor rollte. Schiedsrichter Herbert Fandel pfiff direkt ab.
Dieses Märchen wollte auch er nicht mehr zerstören. Es brachen alle Dämme. Auf den Rängen wurde die selbstgebastelte Anzeigetafel auf 2:1 gestellt und der Musik-Hit von Marcel Eger und Benny Adrion, der sich seit zwei Wochen auf Platz eins der Charts befand, wird umgedichtet auf "Bokalfinale, Bokalfinale, wir gewinnen jedes Jahr, das Bokalfinale!"
(hb/lf/nz)
Foto: Matthias von Schramm