1910 e.V.: Vom Museum in Progress zur Dauerausstellung
Montag, 30. April 2018, 12:00 Uhr
19 / 10 / 20: Mit diesen drei Zahlen läutete Michael Pahl, Vorstandsvorsitzender von 1910 – Museum für den FC St. Pauli e.V., am vergangenen Donnerstag (26.4.) die Mitgliederversammlung des Jahres 2018 ein. Sie stehen für ein Datum: Am 19. Oktober 2020 soll die Dauerausstellung in der Gegengerade des Millerntor-Stadions eröffnet werden. Die Bekanntgabe soll ganz bewusst ein Zeichen setzen: „Wir sind das FC St. Pauli-Museum, und das ist der Termin, den wir ins Visier nehmen.“
Rund 70 Mitglieder waren zur zweiten Jahreshauptversammlung von 1910 e.V. im eigenen Zuhause gekommen (zuvor fanden die Versammlungen des 2012 gegründeten Fördervereins in den Fanräumen statt). Erneut übernahm 1910 e.V.-Beiratsmitglied Dr. Philippe Niebuhr die Veranstaltungsleitung. Dass seit der letzten Jahreshauptversammlung im September 2017 gerade einmal ein halbes Jahr vergangen ist, liegt an dem Wunsch, den JHV-Termin näher an den Abschluss des Geschäftsjahres zu rücken.
„Auch wenn unsere letzte JHV nur sechs Monate her ist: Wenn man betrachtet, was seitdem alles geschehen ist, könnten es mehrere Jahre sein“, so Christoph Nagel in seinem Bericht zu den Ausstellungen und Veranstaltungen der letzten Monate – darunter die vielbeachtete Ausstellung „FC St. Pauli im ‚3. Reich’“, die gerade beendete Ausstellung „FC St. Pauli visuell“ und die erste Teilnahme des FC St. Pauli-Museums an der Langen Nacht der Museen Hamburg.
All diesen und vielen anderen Themen gemeinsam ist, dass jeweils wichtige Aspekte für die Konzeption und den laufenden Betrieb des FC St. Pauli-Museums erarbeitet, erprobt und im praktischen Einsatz getestet wurden. Das in kurzer Zeit ausgebuchte pädagogische Programm zu „FC St. Pauli im ‚Dritten Reich’“, so Nagel, habe zum Beispiel bewiesen, wie gut das Millerntor als Lernort funktioniere. „Der Fußball hat in diesem Kontext nicht als Grenze funktioniert, sondern als Schlüssel.“
Würden Fußballmuseen oft als thematisch begrenzt wahrgenommen, könne das bei einem FC St. Pauli-Museum zum einen angesichts der starken Verbindung des Vereins mit Themen aus Politik und Popkultur ohnehin kaum der Fall sein – zum anderen habe die erfolgreiche Arbeit mit zahlreichen Schulklassen, die auch das NDR-Hamburg-Journal mit einem eigenen Fernsehbeitrag würdigte, gezeigt, dass die ungewöhnliche Lernumgebung Millerntor zusätzliches Interesse und Engagement für die Beschäftigung mit „schweren“, aber gesellschaftlich wichtigen Themen wie eben der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus wecken könne.
Auch die in Zusammenhang mit der „Langen Nacht der Museen“ in Zusammenarbeit mit Rundblick 3D erstmals in der Praxis erprobte Virtual-Reality-Technologie sei in hohem Maß konzeptionsrelevant: „Wir haben unglaublich viel zu erzählen auf einer begrenzten Fläche – da müssen wir alle technischen Möglichkeiten nutzen und immer wieder Pionierarbeit leisten.“
In seinem Bericht zu Infrastruktur und Finanzen betonte auch Sönke Goldbeck die Wichtigkeit eines konkreten Datums für die Eröffnung der Dauerausstellung: „Wenn man sich keine Ziele setzt, kann man sich nicht messen.“ Nach einem Jahr beinahe pausenloser Ausstellungen und Aktivitäten solle nach dem 2. Weinfest gegen Rassismus am Sonnabend (5.5.) eine Phase intensiver Planung und Strukturierung folgen, um den „Endspurt“ einzuleiten.
Dass das gesteckte Ziel auch von äußeren Faktoren abhänge, sei dabei klar: Ein Abstieg der 1. Mannschaft des FC St. Pauli beispielsweise würde Spendenbereitschaft, Aktions- und Fördermöglichkeiten für das Museum naturgemäß stark einschränken. Der eingeschlagene Weg der finanziellen Vernunft stünde nicht zur Debatte: „Wir werden nur so viel Geld ausgehen, wie wir haben.“ Für den Schritt vom aktuellen Status als „Museum in Progress“ mit wechselnden Sonderausstellungen hin zur Dauerausstellung würden noch etwa 600.000 Euro an Finanz- und Sachmitteln benötigt. Einnahmen werden dabei auch durch die unter Regie von 1910 e.V. durchgeführten Stadionführungen generiert. Im Vergleich zum Vorjahr konnten die Zahlen erneut deutlich gesteigert werden.
Dass im vergangenen Geschäftsjahr neben den konzeptionellen, infrastrukturellen und inhaltlichen Fortschritten finanziell sehr solide und erfolgreich gewirtschaftet wurde, unterstrichen auch Schatzmeisterin Christiane Bevers und Kassenprüferin Annika Kückens mit ihren Berichten. Die Mitglieder beschlossen entsprechend ohne Gegenstimmen eine Entlastung des Vorstandes.
Dass das Museumsprojekt weitaus mehr umfasst als „nur“ den Aufbau einer Dauerausstellung, beleuchtete der Bericht von 1910 e.V.-Digitalisierungsexperte Andy Malek. Auf Basis der webbasierten Datenbankplattform Digicult treiben die Aktiven der Archiv-AG von 1910 e.V. die Inventarisierung und Digitalisierung eines wachsenden Bestandes nach professionellem Standard voran – und unterstützen dabei schon jetzt Projekte aus dem Vereinsumfeld wie etwa die Entwicklung einer App zum beliebten „Heimspiel“-St. Pauli-Quiz: „Wir haben auf einmal mehr Themen, als wie je gedacht haben“, so Andy Malek. Daher seien neue HelferInnen ohne „Tastaturphobie“, die die Erfassung unterstützen, jederzeit hochwillkommen. (Die Arbeit kann auch vom „Home Office“ aus erfolgen – bei Interesse freut sich die 1910 e.V.-Ehrenamtskoordinatorin Andrea Plagemann per E-Mail an andrea.plagemann@1910-museum.de über eine Nachricht.)
Die Wichtigkeit des Themas „Archiv“ unterstreicht auch eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft des „Museumsvereins“, der die Mitglieder einstimmig zustimmten: Der Vorstand von 1910 – Museum für den FC St. Pauli e.V. wird zukünftig laut Satzung bis zu sechs statt bislang fünf Mitglieder umfassen, um den Herausforderungen auf dem Weg zur Dauerausstellung gerecht werden zu können. Als neues Vorstandsmitglied wird Archiv- und 1910-Shop-Koordinator Rainer Klinitzki unter anderem für zusätzliche Kompetenz auf operativer Ebene sorgen.
Auch bei der Wiederwahl der Vorstandsmitglieder Sönke Goldbeck und Christoph Nagel gab es große Übereinstimmung: Beide wurden fünf Jahre nach dem Beginn ihrer ersten Amtszeit von den 1910 e.V.-Mitgliedern ohne Gegenstimmen für eine weitere bestätigt.
Dass es eine ereignisreiche Amtszeit wird, steht nach dieser „visionären JHV“ (Michael Pahl) so gut wie fest. Eins aber ist sicher: Je mehr Menschen das FC St. Pauli-Museum unterstützen – als Mitglieder von 1910 e.V., als Spenderinnen und Spender, als Aktive in Bereichen wie Archiv, Merchandising, Stadionmodell oder 1910-Weinbar – desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass das große Ziel „Dauerausstellung“ am 19.10.2020 Wirklichkeit wird. Macht mit und schreibt Geschichte!
Jetzt Mitglied werden bei 1910 e.V.: KLICK!
Spenden für 1910 e.V. bei BetterPlace: KLICK!
Braun-weiß shoppen, Museum unterstützen: KLICK!
Text: MvH
Fotos: Christoph Nagel