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FC St. Pauli-Museum setzt Hightech-Brille für Blinde ein

Neue Wege in der Inklusion: Dafür steht eine ebenso ungewöhnliche wie innovative Lösung, die am Donnerstag (27.6.) im FC St. Pauli-Museum vorgestellt wurde. Mit dem Blindspotter MR (Mixed Reality) wird auch blinden und sehbehinderten Menschen einen mehrdimensionalen Ausstellungsgenuss mit freier Bewegung im Raum und dreidimensionalem Sound ermöglicht. Unterstützt und ermöglicht wird die Idee von der Aktion Mensch, der Abteilung Fördernder Mitglieder, den KIEZHELDEN und der Beratungsstelle KickIn!

Blindenfußballer des FC St.  Pauli Serdal Çelebi hat den Blindspotter direkt vor Ort getestet. „Eine sinnvolle Technik. Ich war überrascht, was das Gerät alles kann. Es reagiert sehr sensibel und erkennt auch kleine Bewegungen“, berichtet er von seinen ersten Erfahrungen. Für ihn sei es vor allem ein vielversprechender Anfang im Bezug auf einen eigenständinen Besuch im Museum. „Normalerweise muss man immer in Begleitung ins Museum. Das kann sich mit der Brille ändern“, sagte er am Donnerstag.

Das Nürnberger Unternehmen INCLUSIFY hat das innovative Wegeleitsystem für Museen und andere kulturelle Einrichtungen auf Basis der Microsoft Mixed-Reality-Brille HoloLens entwickelt. Raum- und Objektbeschreibungen sprach die „Stimme vom Millerntor“, Ex-Stadionsprecher Rainer Wulff. Die Realisierung im FC St. Pauli-Museum wird durch die Unterstützung der Aktion Mensch, der Abteilung Fördernde Mitglieder (AFM) und der KIEZHELDEN des FC St. Pauli sowie der Beratungsstelle KickIn! der Bundesbehinderten­fanarbeitsgemeinschaft e.V. (BBAG) ermöglicht.

Inklusion eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben

Für Ewald Lienen ist die Entwicklung und Nutzung technologischer Möglichkeiten um Inklusion voranzutreiben unabdingbar.  „Inklusion ist eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben. Ob in Bildung, Kultur oder Sport: Wir dürfen niemanden ausschließen, nur weil er oder sie vielleicht ein unterschiedliches Set an Fähigkeiten und Einschränkungen hat als die Mehrheit“, appellierte er im Rahmen der Vorstellung des Blindspotters.

Christoph Nagel, Vorstand und Kurator des FCSP-Museums freute sich, dass das neue System als erstes am Millerntor zum Einsatz kommt. „Dass wir die ersten weltweit sind, die die Microsoft HoloLens-Technologie als Blindenleitsystem einsetzen, passt zur DIY-Einstellung der FC St. Pauli-Fanszene: ‚Do It Yourself‘ – warte nicht, bis es ein anderer für dich macht. Ein großes Dankeschön an die Aktion Mensch, die AFM im FC St. Pauli, die KIEZHELDEN und die Beratungsstelle KickIn für ihre Unterstützung“, erklärte er abschließend.

Wie funktioniert die Buchung einer Tour mit Blindspotter?

Die Buchung für blinde und sehbehinderte Museumsbesucher*innen ist ab dem 1. Juli über blindspotter.kiezbeben.de möglich. Während des Prototypenbetriebs ist die Nutzung kostenlos.

Wie funktioniert die Technik?

  • Die BLINDSPOTTER MR-Lösung arbeitet auf Basis der Microsoft HoloLens – einer „Mixed Reality“-Brille, die dreidimensionale Holografien in die „echte“ Realität projiziert und mit ihr verbindet. Die Steuerung funktioniert durch Sprache und Gesten.
  • Holografische Pfade und Objekte strukturieren den Raum. Das ermöglicht blinden und sehbehinderten Besucher*innen ein wesentlich freieres Bewegen im Museum. Der Effekt ist auch für sehende Besucher*innen nachvollziehbar. Wenn sich Besucher*innen mit der BLINDSPOTTER-MR-Lösung durch die Ausstellung bewegen, stellt die HoloLens-Brille über die Verortung im Raum und 3D Sound einen Laufweg für den Besucher her und leitet dorthin, wo interessante Objekte im Raum sind.
  • Bei Erreichen multimedialer Exponate starten Audioquellen mit Informationen. Die Audioquellen lassen sich per Sprache steuern.
  • Durch Töne warnt die Brille vor Abweichungen vom Weg oder vor Hindernissen im oberen Bereich des Körpers – ähnlich wie moderne Fahrassistenz-Systeme im Auto (eine Benutzung des Blindenstocks wird jedoch weiter empfohlen).
  • Bei der Einrichtung des Systems wurde die KIEZBEBEN-Ausstellung im FC St. Pauli-Museum am Millerntor exakt vermessen, um Laufwege und Objekte zu erfassen.

 

(cn/lf)

Fotos: Sabrina Adeline Nagel

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